Seit Dezember 2012 hat der Evangelische Kindertagesstätten-Verband im Kirchenkreis Winsen eine Inklusions-Beauftragte. Sara Neuling (27) ist Sozialpädagogin B.A. und befasst sich im Verband mit Fragen gesellschaftlicher Teilhabe an frühkindlicher Bildung. Allen Kindern soll so eine frühzeitige und bestmögliche Entwicklungsumgebung zur Verfügung gestellt werden. Grundlage hierfür ist die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen, ausgehend von den UN-Menschenrechten. Auch die Bundesregierung hat sich 2008 vertraglich verpflichtet, diese Richtlinie in Deutschland Wirklichkeit werden zu lassen.
Dabei sollen weder Behinderungen, noch ethnische und soziale Herkünfte, Alter und Geschlecht eine Rolle spielen. Für die Kindertagesstätten bedeutet dies, Teilhabe-Barrieren abbauen, Stereotypen zu vermeiden – hin zu einer vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung.
„Inklusion ist mehr als nur ein Projekt, sondern ein Entwicklungsprozess, der einer gemeinsamen Verantwortung bedarf“, sagt die Sozialpädagogin. Ziel sei es, in den sieben Einrichtungen des KiTa-Verbandes, eine ‚inklusive Alltagsstruktur‘ zu schaffen, welche sich an den individuellen Bedürfnissen jedes einzelnen Kindes orientiere. „Besonders wichtig an dieser Stelle ist eine vernetzende, partnerschaftliche Arbeit“.
Kooperiert wird mit anderen Einrichtungen und Institutionen, Fachkräften unterschiedlicher Disziplinen und zudem auch sehr wesentlich im Gemeinwesen. „Inklusion ist auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, ist Sara Neuling überzeugt. Unter dieser Prämisse sei das soziale, kulturelle und ökonomische Umfeld der einzelnen Kindertagesstätte ebenfalls von Bedeutung.
Erste Kooperationen gibt es bereits mit dem Diakonischen Werk in Hannover und der Lebenshilfe-Einrichtung in Pattensen.
Sara Neuling ist vermutlich die erste Inklusionsbeauftragte in der Landeskirche Hannovers. Diese betreibt etwa 600 Kindertagessätten. Auch von weiteren kirchlichen Trägern ist keine derartige Stelle bekannt.
Die Sozialpädagogin leistet so Pionierarbeit, von der andere Träger in Zukunft ebenfalls profitieren können. Winsen ist ein weiteres Mal Vorreiter: Auch die Gründung des Kindertagesstätten-Verbandes stieß in anderen Regionen Niedersachsens auf hohes Interesse und die Winsener Satzung ist mehr als einmal übernommen worden.
Dass die neue Stelleninhaberin bestens mit dem Thema vertraut ist, zeigt ihre eigene Lebensgeschichte: Sara Neuling sitzt im Rollstuhl und bewegt sich damit völlig selbstverständlich. Ihre persönliche Biographie macht es ihr möglich, wertvolle Erfahrungen, Aspekte und Perspektiven mit einzubringen, die dazu beitragen, den inklusiven Gedanken im Alltag umzustetzen. Zu erreichen ist Sara Neuling unter s.neuling@t-online.de.
Wilfried Staake, Öffentlichkeitbeauftrager des Ev.-luth. Kirchenkreises Winsen (Luhe)
Mit einer Auftakt-Veranstaltung begann jetzt der zweite Qualitätsentwicklungsprozess Evangelischer Kindertagesstätten im Bereich Winsen und Lüneburg. Damit kommen die Einrichtungen dem Wunsch nach einer weiteren Qualitätssteigerung, aber auch einer Forderung aus dem Sozialgesetzbuch VIII nach. Hier ist festgelegt, dass die Qualität der Förderung des Kindes durch „geeignete Maßnahmen sichergestellt und weiter verbessert werden muss“.
„Dem wollen wir uns gern stellen“ sagt Gabriele Stein, Pädagogische Leitung der Evangelischen Kindertagesstätten-Verbände Winsen und Lüneburg. „Der Evangelische Kindergarten steht von je her für individuelle Förderung, Toleranz, Nächstenliebe und nicht zuletzt auch für eine glückliche Kindergartenzeit“.
Schon seit etwa zehn Jahren ist das Thema ‚Qualität der Pädagogischen Arbeit‘ immer wieder einmal auf der Tagesordnung der Erzieherinnen. Im Jahre 2005 begann der Kirchenkreis Winsen auf Anregung des Diakonischen Werkes Hannovers, einen verbindlichen Qualitäts-Entwicklungsprozess. Jetzt kommt die Weiterführung mit der Bezeichnung QMSK (Qualitäts-Management-System-Kindergarten). Dieses beinhaltet auch die Möglichkeit, die Einrichtungen nach DIN ISO 9000 zertifizieren zu lassen.
Zur Frage, was es für die eigentliche Arbeit bringt, sagt Gabriele Stein weiter: „Wir möchten, dass an erster Stelle das Kind mit seine Interessen steht. Alle anderen Aufgaben müssen sich dem unterordnen. Weiter ist uns wichtig, einheitliche Regelungen in allen Kitas zum Beispiel zur Platzvergabe, zur Elternarbeit oder auch zum Beschwerdemanagement zu erreichen“. Von solchen Angleichungen werden sowohl die Kinder, als auch die Eltern und die Mitarbeiterinnen profitieren.
An 11 Fortbildungstagen im Jahr 2011 lernen die KiTa-Leiterinnen die einzelnen Bausteine kennen und arbeiten mit ihren Mitarbeiterinnen entsprechend die Themen auf. Zum Abschluss kann eine Zertifizierung stattfinden. Ob nun ein Qualitätssiegel an der Tür klebt, oder nicht – Gabriele Stein ist überzeugt, dass dieser Qualifizierungs-Prozess sehr sinnvoll ist und positive Effekte für alle Beteiligten mit sich bringt. „Evangelische Kindertagesstätten leisten von jeher gute Arbeit und das soll auch bei steigenden Anforderungen so bleiben“.
Wilfried Staake, Öffentlichkeitbeauftrager des Ev.-luth. Kirchenkreises Winsen (Luhe)